43einhalber im Interview
– roh, ungekürzt und ungeschönt. Sie sprechen über Ängste, Handtuchpartys und die wahren Geheimnisse des 43einhalbs. Zum Jubiläum stehen euch Mischa und Olli im Doppelpack Rede und Antwort.
Ihr schaut auf 3 Jahre 43einhalb zurück. 3 Jahre Selbstständigkeit. 3 Jahre der eigene Chef sein.
3 Jahre seinen Traum leben und einen eigenen Snea- ker Store betreiben. Wie kam es damals eigentlich zu 43einhalb?
Oliver: Wie jeder naiven Idee ging 43einhalb ein Bier- laune voraus. Nach mehreren Jahren SNEAKERIZED und einer Menge gemeinsamer Projekte rund um Turnschuhe, super viel Spaß dabei und der Erfahrung, dass wir ganz gut zusammen können war es eigent- lich nur noch eine Frage der Zeit. Auf einmal war eine Ladenfläche in Fulda frei, wir kündigten unsere Jobs und los ging es.
Mischa: Ich habe vor 43einhalb bei der Zeitung in Augsburg gearbeitet, war davor länger im Ausland und davor länger in der Werbebranche – nach diesem stringenten Lebenslauf stand dann eigentlich nur noch der Job als „Schuhverkäufer“ auf dem Plan um dann wirklich der Dame beim Arbeitsamt den letzten Nerv zu rauben. Ne Spaß beiseite. wir kannten uns ja schon sehr lange über die gemeinsamen Parties (Olli als DJ, ich als Veranstalter) und daher stand schon lange der Traum des eigenen Ladens im Raum. Ende 2010 war die Sneaker-Szene im deutschsprachigen Raum auch noch sehr überschaubar.
Als Ihr damals den Shop eröffnet habt, was waren Eure Erwartungen? Und in wie weit sind sie eingetroffen?
O: Wir hatten damals schon sehr genaue Vorstellun- gen davon, was wir in den nächsten 3 Jahren errei- chen wollen, Business Plan, exakt deklarierte Meilen- steine … NOT. Nein, wir wussten nicht ansatzweise, auf was wir uns einlassen – entsprechend fielen die Erwartungen sehr überschaubar aus: wir wollten unser Hobby zum Beruf machen. Ich denke wir sind uns in dieser Beziehung auch sehr ähnlich: wer keine großen Erwartungen hat, wird selten enttäuscht. Vor dem Start war es eher der Respekt vor dem Ungewis- sen, vor einem möglichen Scheitern und dem riesigen Berg Arbeit, der vor uns lag.
M: Wir hatten ja beide gute Jobs und in uns drinnen lediglich dieses kleine Gewissens-Äffchen, was von Jahr zu Jahr, immer wieder und lauter rief:„Mach deine Sneakerpassion zum Beruf“. Bei mir war dann der Initialzündungsmoment ein Gespräch mit meinem ältesten Bruder, der mir sehr eindeutig erklärte: Mach es und Du wirst es keinen Tag bereuen. Jetzt 3 Jahre später kann ich nur sagen: Danke großer Bruder, Du hattest wie so oft vollkommen recht!
Was ist ganz anders gelaufen als Ihr es erwartet hattet?
M: Für mich die Gesamtentwicklung. In meinen kühnsten Träumen hätte ich mir es nicht vorstellen können, binnen solch einer kurzen Zeit soviel Zuspruch von allen Seiten zu bekommen. Und das obwohl wir immer noch die sind die wir schon immer waren und eigentlich nur einfach das machen was wir lieben. Sneaker verkaufen, darüber sprechen und anderen Leuten versuchen Freude zu bereiten. Dies ist schon eine sehr außergewöhnlich Entwicklung für die ich persönlich sehr dankbar bin!
O: Keiner von uns beiden hat mit einer solchen Ent- wicklung gerechnet. Never ever. Umso wichtiger ist es uns heute, dass wir nichts als selbstverständlich hin nehmen. Es ist schon etwas ganz besonderes, wenn man jeden Tag an die „Arbeit“ geht und seinem Hobby nachgehen kann, Dinge tun kann, die einfach unglaublich viel Spaß machen. Für mich persönlich hat sich 43einhalb in den letzten drei Jahren von einer Idee, die man mal ausprobiert zu einem Lebensinhalt entwickelt. Als wir damals zum ersten mal im frisch renovierten Laden standen und Schuh für Schuh in die Regale einsortierten sagte einer von uns „Stell dir mal vor, wenn das alles klappen würde. Wir würden dann in 50 Jahren als alte Knacker vor unserem Laden hocken und darüber diskutieren, wie schlimm doch die Shapes der aktuellen Modelle sind und dass früher doch alles besser war.“ Ich hätte nichts dagegen wenn es genau so kommt :-)
Welche neuen Erkenntnisse konntet Ihr über die Sneaker Szene gewinnen?
M: Die Sneakerszene hat sich natürlich von einer kleinen einschlägigen europäischen Gruppe, wie z.B damals der ersten Sneakerness in Wien in der alten Viehmarkthalle (Danke nochmal Hadi für die New Balance M670UKRB Red Devil zum Topkurs!) und kleinen privaten Foren wie S-TV zu einer großen Bewegung geändert. Sneaker sind derzeit im Main- stream angekommen und werden auch wieder aus dem Fokus geraten. Wie lange das natürlich dauert weiß niemand. Doch auch dann werden wir weiterhin Turnschuhe verkaufen.
Was sind Eure ganz persönlichen Highlights der letzten 3 Jahre?
M: Da gab es sehr, sehr viele Momente. Mein persönliches Highlight sind und waren unsere Handtuchparties wenn die ganze 43einhalb Familie nach Fulda zusammenkommt und wir ein paar richtig gute Stunden verbringen. Da gab es schon einige Abende an denen Geschichten für die Enkel geschrieben wurden. Welches Highlight ich nicht vergessen habe war, als mir meine Mum, nach dem Beitrag auf RTL über uns, sagte wie stolz sie auf mich ist. Das war natürlich auch nicht soooo schlecht! ;)
O: Handtuchparties, jedes mal auf’s neue das 43ein- halb MAG druckfrisch in den Händen zu halten, der Blaze-Of-Glory PopUp Store, es gibt so unendlich viele Highlights. Definitiv weit oben in meinen Charts ist auf jeden Fall das Geschenk von Felix und unseren Mitarbeitern zur 2-Jahres-Handtuchparty. Sie buchten DJ Kitsune als Support-DJ von DJ Eskei und ich weiß noch ganz genau, dass ich so gar nicht klar gekommen bin und völlig sprachlos war. Das war schon ganz großes Kino.
Wie hat sich der eigene Laden auf Eure privaten Sneaker-Sammlungen ausgewirkt?
M: Zu einem privaten Stauraum-Desaster. Natürlich wird es nicht weniger und ich hatte zwischenzeitlich zuhause ein ernsthaftes Platzproblem. Dafür wir dann aber eine gemeinsame Lösung gefunden und nun ist es etwas entspannter.
O: „Exponentiell“ trifft es glaube ich sehr gut.
Vergeht einem irgendwann die Lust an Sneakers, wenn man sich jeden Tag beruflich damit auseinander setzt? Oder seid Ihr noch genauso SNEAKE- RIZED wie früher?
M: Es wird definitiv nicht besser. Klar wird man etwas ruhiger und selektiert anders, man denkt auch bei neuen Sneakern in „Kunden“ zu denken, dieser Sneaker könnte dem und dem Stammkunden gefallen, aber letztendlich ist es genauso gut und schlimm wie früher. Wir sind nach wie vor die begeisterten „Fanboys“ von früher und können uns über gute Projekte von den Marken und anderen Stores genauso begeistern wie eh und jeh.
O: Ich würde sogar behaupten, dass es schlimmer geworden ist. Jedes Quartal in der Phase der Haupt- auslieferung stehen die ganzen neuen Modelle bei uns im Büro zum Fotografieren – und es ist für uns jedes Mal wie Weihnachten und Ostern zusammen. Aber ganz ehrlich: es wäre ja doof, wenn wir keinen Bock auf Sneakers mehr hätten, oder?
Gehen wir noch mal auf Eure Lieblings-Sneaker ein. Was ist Euer heiliger Gral, Lieblings-Sneaker, All-Time-Favorite?
M: Nike Agassi Air Tech Challenge II „Hot Lava“ und mein weißer Hochzeits Air Force 1 Lux „Made in Italy“ O: Bei mir sind es ebenfalls zwei. Einmal natürlich der flaek kaalen lo – es würde einem Verrat an mir selbst gleichen wenn ich den eigenen Schuh nicht aufführen würde. Es ist schon etwas ganz besonderes, einen ei- genen Schuh in den eigenen Händen zu halten und an den Füßen anderer zu sehen. flaek ist neben 43einhalb ein Traum, der für mich in Erfüllung gegangen ist. Wenn es einen Schuh auf Platz zwei gibt, der für mich auch nur ansatzweise einen ähnlichen Stellenwert hat wie der kaalen lo / hi ist es der Asics x SNEAKER FREAKER Gel-Lyte III „Alvin Purple“. Ich verbinde mit dem Schuh eine sehr schöne Geschichte. Bei meinem Besuch bei SNEAKER FREAKER in Melbourne schenkte mir Woody das Shirt zum Schuh, erzählte mir die urkomische Story dahinter, wie sie ihren Kumpel schon Jahre lange „Alvin Purple“ nannten und in schließlich auf das Plakatmotiv zum Release packten. Der Schuh war damals schon komplett ausverkauft, keine Chance. Letztendlich besorgte mir Mischa den Alvin Purple in meiner Größe, ungetragen. Ich habe mich darüber gefreut wie über keinen anderen Schuh jemals wieder. Danke Digger!
Erzählt uns etwas über 43einhalb, was noch niemand weiß!
M: Die 43einhalb Bildmarke ist Ollis Handschrift. Weil meine zu hässlich war. Laut Olli. Dafür hasse ich ihn. Noch heute! ;)
O: Auf den Dogtags der 2-Jahres-Handtuchparty sollte neben dem 43einhalb-Logo das Datum der Ladeneröffnung stehen. Durch einen Vertipper hatte sich in die 11 6 11 eine weitere 6 eingeschlichen, natürlich geprägt, was auch sonst. Seitdem steht die 116611 bei uns im Team als Synonym für Rechtschreib-, Druck- und sonstige Kacke, die passiert.
Wie kam es eigentlich zu den mittlerweile legen- dären Handtuchparties?
M: Bei unserer Eröffnungsparty am 11. Juni 2011 war es in Felix’ Löwen sehr, sehr heiß. Also entschlossen wir uns als Gag um 00.01 Uhr Handtücher an alle zu verteilen um sich den Schweiß wegwischen zu können. Da die Party nicht so schlecht war sprachen alle später immer nur noch von der 43einhalb Handtuchparty – so war unsere Serie geboren.
Was sind Eure Ziele für die nächsten 3 Jahre?
M: Ich wünsche mir, dass alles so weiter läuft und ich in 3 Jahren noch mit den gleichen Leuten ein 6 Jahres Interview führen darf und wir nicht weniger zufrieden sind als wir es im Moment sind.
O: Dem kann ich nichts hinzufügen.