Der Curious Skateshop in der Fuldaer Innenstadt gehört mit seinen 17 Jahren deutschlandweit zu den Urgesteinen der Branche. Hört man den glorifizierenden Erzählungen von Oliver und Mischa zu, mit welchem Respekt sie in ihrer Jungend die Türschwelle des Ladens betraten wird schnell deutlich, welchen Stellenwert das Curious in unserer Stadt hat. Jürgen ist der Streetwear Dealer No. 1 am Platz und das Curious sein Laden. Wir hauten unser Taschengeld auf den Kopf und kauften unsere ersten Snowboards und Decks bei ihm. Heute freuen wir uns umso mehr, dass wir ihn für ein Interview in unserem MAG gewinnen konnten.
Hi Jürgen, Olli und ich haben vorhin überlegt, wie lange es das Curious eigentlich schon gibt?
1996 hat es mit dem Curious in der Königsstrasse angefangen. Also ist es jetzt schon 17 Jahre her. Das ist echt der Wahnsinn! Und seit 2005 bin ich an der neuen „Baustelle“.
Warum seid Ihr damals umgezogen?
Der Laden hat sich positiv entwickelt und die großen Firmen strömten rein. Außerdem wird ein größerer Laden natürlich auch stärker frequentiert. Das hat mich zu dem Schritt bewegt und hat dann gut funktioniert.
Hast Du von Anfang an Alles alleine gemacht?
Ich hatte die ganze Zeit immer Familie, Freunde und Bekannte, die mir viel geholfen haben – dafür bin ich auch unendlich dankbar. Aber im Vordergrund stehe ich alleine und bin für alles verantwortlich. Schon immer. Das ist auch gut so. Alleine Entscheidungen zu treffen ist einfacher.
Du selbst kommst aus der Skateboardszene? Deshalb hast Du Dich dafür entschieden?
Ich sag mal so: Hobby zum Beruf gemacht. Das möchte ja irgendwie jeder. Die Gelegenheit war da. In meinem alten Job habe ich keine Perspektive gesehen und habe es einfach gewagt. Man hatte hier keine Möglichkeit sich mit Stuff einzudecken. Es gab auch kein Internet und nichts. Da ist man dann entspre- chend weite Wege gefahren. Wir sind für neue Skatesachen immer nach Wiesbaden gefahren. Das war total cool für uns Kids damals. So wie es später für Mischa cool war, bei mir rein zu schauen. Irgendwann hatte ich dann soviel Stuff rum liegen, dass ich ihn irgend- wie wieder los werden musste und habe angefangen meine Sachen an andere Kids weiter zu verkaufen. Das habe ich dann mehr oder weniger aus meinem Kofferraum gemacht. Also ein typischer „Quereinstieg“ in die Einzelhandelgeschichte. Ich habe mir gedacht: Ey, das fehlt hier. Das ist eine Marktlücke. Ich probier es einfach mal!
Wie hat sich die Szene und der Lifestyle in den 17 Jahren deiner Meinung nach verändert?
Früher war der Skateboard-Lifestyle und „Dresscode“ noch „elitärer“ möchte ich sagen. Skateboarding war eine belächelte Sportart, wenn nicht sogar Spielart. Heute ist es durch große Firmen und die Medien viel akzeptierter geworden. Eine coole Trendsportart. Dadurch war die Skateboardszene früher aber auch ein bißchen enger zusammen als sie es heute ist.
Der Wandel kam dann mit den großen Firmen wie Nike, die das Thema Skateboarding interessant fanden. Anfangs wurde das von der Szene stark kritisiert.
Im Nachhinein bin ich allerdings der Meinung, dass besonders Nike dem ganzen „Ding“ gut getan hat. Die haben sehr viel Liebe ins Detail gesteckt und nicht nur Geld rein geblasen. Ein weiterer Punkt waren aber auch die Medien. Die X-Games wurden im TV ausgestrahlt. Skateboarding etablierte sich. Der Lifestyle, der die Sportart mit ausmacht, wurde akzeptiert. Klar gelten Skateboarder heute immer noch als „Revoluzzer“, aber die Sportart wird als solche mehr anerkannt.
Ich bin nicht mehr der Jüngste und wir wissen alle, dass man mit dem Alter vernünftiger wird. Ich habe mehr Verantwortung meiner Familie und meinen Angestellten gegenüber. Eigentlich müsste ich schon einmal die Woche auf’s Brett. Früher habe ich das auch gemacht, aber heute habe ich weniger Zeit dafür. Der Fokus liegt woanders. Ich muss mir auch nichts mehr beweisen. Jetzt habe ich eben mehr Freude an dem Lifestyle und dem drum herum. Aber die Liebe zum Sport geht nie verloren!
Welches war damals Dein Lieblingsskateplatz in Fulda?
Am alten Hallenbad. Da hat man immer jemanden getroffen. Mittlerweile gehen die meisten Skater in den Park, den wir damals mit der Stadt hochgezogen haben.
Da hattet ihr vom Curious Eure Hände mit im Spiel?
Wir hatten großen Einfluss darauf damals. Die Stadt Fulda war auch sehr zugänglich für die Idee. Das war eine sehr gute Zusammenarbeit. Wir haben den Skateplatz praktisch nach unseren Vorstellung gebaut bekommen.
Worauf legst Du in Deinem Laden wert? Was macht das Curious für Dich aus?
Das sind viele Faktoren: Know-How, Fachwissen, das besondere Einkaufserlebnis, nette Verkäufer – (schmunzelt) naja kommt auf die Tagesform an. Aber was es wirklich besonders macht, ist die Auswahl und das Sortiment. Unser kleiner Shop in Fulda kann sich vom Angebot her mit jedem Großstadtshop messen. Wer den neusten Trend sucht, sollte zu uns kommen: Five-panel Caps, All-over-print Tank Tops oversized und extrem enge „Buchsen“.
Meine Frage über kommende Trends hast Du damit schon fast beantwortet.
Der Sommer wird all-over-print. Laut und bunt. Verrückt und ausgefallen. Mit Sonnenuntergängen, Fröschen und allem Drum und Dran.
Wie siehst Du den Trend bei Skateschuhen?
Ich glaube, der Trend geht zurück zum richtigen Skateschuh, mit dem Du auch wirklich skaten kannst. Keine dünnen Schlappen. Mit denen bist Du zum Verletzen verurteilt. Der Schuh wird technischer und innovativer, der optisch aber die Grätsche schafft zwischen Skateschuh und Sneaker.
Ihr habt auch eine große Palette an Snowboard Utensilien, oder?
Wir haben sogar richtig viel Snowboard-Equipment. Coole Firmen und sehr cooler Stuff. Bei uns bekommst du auf jeden Fall das richtige Produkt, weil wir erken- nen, was unsere Kunden individuell brauchen und was für sie wichtig ist.
Wie wird das dann farblich aussehen?
Also inzwischen ist beim Snowboarden farblich alles erlaubt. Ich glaube, Schwarz kommt stark wieder. Da- mit bist du auch nie falsch angezogen. Aber ich lasse mich da auch gerne überraschen! Vielleicht kommen Firmen mit Schneeanzügen aus den 80ern zurück…
Wo gehst Du am liebsten hier in der Region snowboarden?
Ganz klar: Zuckerfeld. Da ist die Snowboardszene.
Jürgen, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit genommen hast!