DIE MACHER VON HEIMPLANET AUS HAMBURG IM INTERVIEW
Vor mittlerweile sechs Jahren starteten zwei Jungs aus Hamburg mit der Idee eines eigenen Zelts ihr Projekt Heimplanet. Ihre Dokumentation des gesamten Projekts im Web führte dazu, dass auch wir regelmäßig die Entwicklungen verfolgten, mit ihnen fieberten und uns umso mehr freuten, als ihr erstes Zelt stand. Sie machten es sich zum Ziel, das bestmögliche Reiseequipment zu entwickeln, und so ist im Laufe der letzten Jahre einiges passiert bei Heimplanet. Ihre aufblasbaren Zelte räumten diverse Awards ab und das Produktsortiment wurde um eine Auswahl an Textilien und der Taschenserie „Monolith“ erweitert. Insbesondere letztere hat es uns so angetan, dass wir Heimplanet seit kurzer Zeit als neuen Lieferanten führen. Um auch euch die schöne Geschichte hinter Heimplanet näher zubringen, konnten wir Stefan und Stefan für ein kleines Interview gewinnen.
Moin Jungs, alles gut bei euch? Wie kommt man eigentlich auf die Idee, ein aufblasbares Zelt zu entwickeln? Es gibt mit Sicherheit Projekte, die weniger anspruchsvoll sind, um sich selbstständig zu machen …
Danke, alles gut. Wir kommen gerade von der ISPO in München und sind jetzt wieder zurück in Hamburg. Wie groß das Projekt am Ende wurde, war von uns am Anfang noch nicht zu überblicken. Aber mit Sicherheit ist es ein Beweis dafür, dass es uns sehr viel Spaß macht und wir uns deswegen mit voller Kraft in das Projekt gestürzt haben und es dann immer größer wurde. 2003 waren wir gemeinsam in Portugal zelten und hatten dabei mit ein paar Unwegsamkeiten zu kämpfen. Am Morgen nach der ersten Nacht entstand die Grundidee für unser Konzept. Alles begann mit der Frage: Warum gibt es eigentlich kein Zelt, das einfach funktioniert? 5 Jahre später haben wir diese Idee dann aufgegriffen und begonnen ein erstes Konzept zu erarbeiten. Dabei wurde dann auch das Design immer wichtiger, aus unserer Sicht konnten wir kein Zelt finden, dass unserem Verständnis eines guten Designs entsprach. Praktisch und funktional waren viele, wirklich begeistern konnten sie uns aber nicht. Irgendwann hat es dann gefunkt und unsere Idee war geboren.
Was ist das Besondere an euren Zelten? Wodurch unterscheiden sie sich von handelsüblichen Konstruktionen?
All unser Zelte sind aufblasbar. Durch den Verzicht auf die übliche Stangenkonstruktion haben wir einen ganz anderen Freiheitsgrad bei der Gestaltung der Zelte. Funktion und Design verschmelzen dabei und werden eins. Dabei waren die geodätischen Konstruktionen von Buckminster Fuller sehr inspirierend für uns. Die Vorzüge dieser Konstruktion sind wirklich überzeugend. Sie bieten 1. eine große Stabilität. (Ein Diamant ist nach dem gleichen Prinzip „konstruiert“) 2. Ein ideales Verhältnis aus Material zu Raum (oder wie Bucky sagen würde: They do more with less). Mit diesem Konzept wollen wir eine echte Alternative zu bestehenden Zelten liefern. Einfache Handhabung und der Spaß am Design stehen dabei im Mittelpunkt.
Was habt ihr vor Heimplanet gemacht? Wie seid ihr an das nötige Know-how für eine solche Entwicklung gekommen?
Wir kommen beide eigentlich aus anderen Bereichen. Als wir unser Projekt gestartet haben, hatten wir gehofft, schneller und vor allem leichter an das nötige Know-how zu kommen. Zu dem Zeitpunkt wussten wir zum Glück noch nicht, wie viel Arbeit und Recherche auf uns zukam. Letztlich hat unsere Entwicklung dann etwa 3 Jahre gedauert und war wie eine Art autodidaktisches Studium. Stück für Stück haben wir uns immer tiefer in die unterschiedlichen Materien eingegraben und sind auch noch immer dabei. Egal, in welchem Bereich man etwas machen möchte oder muss, alles beginnt mit einer Recherche und wir ler- nen jeden Tag etwas dazu.
Ihr habt eure Idee von Anfang an im Web dokumentiert und den Leuten die Möglichkeit gegeben, am Projekt teilzunehmen. Hat euch diese Art der Kommunikation und das Feedback im Prozess geholfen?
Die Entscheidung, unser eigenes Projekt zu starten, war bei uns schon sehr emotional. Wir waren zu der Zeit beide ziemlich frustriert und das eigene Projekt war unser Befreiungsschlag, daher war die Dokumentation für uns zusätzliche Motivation. Im Laufe des Projekts sind wir immer wieder mit Leuten zusammengekommen, die durch unsere Berichterstattung zum Projekt gestoßen sind, das war besonders zu Anfang eine echte Unterstützung. Später, als wir dann an echte Hürden gestoßen sind und manchmal auch nicht weiterwussten, hatten wir uns selbst Druck auf- gebaut, der uns zusätzlich angetrieben hat. Manchmal treffen wir aber auch heute noch auf Leute, die unser Projekt aus der Zeit kennen, so wie euch, und es ergibt sich eine gute Zusammenarbeit.
Reisen macht einen großen Teil eurer Unternehmenskultur aus. Es ist bestimmt kein schlechtes Gefühl, im eigenen Zelt zu campen, oder? Kommt die Inspiration für neue Produkte beim Reisen?
Das eigene Produkt bleibt immer etwas Besonderes. Als ich zum ersten Mal unsere beiden Zelte im Norden Spaniens aufgebaut habe, war ich auch ein wenig stolz. Die Ideen für die Zelte waren von Anfang an durch unsere eigenen Reisen und Erfahrungen inspiriert, heute fließen aber auch immer mehr Ideen und Erfahrungen unserer Kunden in die Entwicklung mit ein. Es ist wirklich spannend zu lesen und zu hören, wie sehr sich viele mit den Details unserer Produkte beschäftigen. Bei unseren Rucksäcken und Taschen haben wir uns neben dem Reisen stark von unserem Alltag inspirieren lassen. Wir haben uns die Frage gestellt, was wir an den Produkten die wir für unsere Reisen lieben, ändern müssten, um sie auch im Alltag stärker nutzen zu wollen.
Was sind eure persönlichen Lieblingsorte auf unserem Globus? Wenn man mit euren Zelten unterwegs ist, wo macht es am meisten Spaß?
Schwer zu sagen, wir lieben das Surfen, daher sind die Küsten immer ein besonders gutes Ziel, aber grundsätzlich haben wir auf all unseren Reisen etwas Besonderes entdeckt. Reisen an sich ist einfach extrem inspirierend. Unsere Idee ist in Portugal entstanden, daher haben wir auch eine ganz besondere Beziehung dazu und kehren immer wieder dorthin zurück. Wenn ich mich festlegen müsste, wäre es also Portugals Küste.
Ihr habt mittlerweile euer Produktsortiment um eine Auswahl an Textilien und eine eigene Taschenserie erweitert. Wie kam es dazu?
Wir wollen mit Heimplanet eine Marke entwickeln, die das Reisen an sich feiert und nicht ausschließlich Zelte entwickeln. Die Entwicklung von Produkten ist der spannendste Teil unserer Arbeit. Auch wenn es gleichzeitig der anstrengendste Teil ist, gibt es keine bessere Belohnung, als die eigene Idee in Händen zu halten. Gerade bei der Rucksack- und Taschenentwicklung haben wir das entwickelt, was uns persönlich am besten gefällt und unserer Meinung nach am besten funktioniert. Nach einer Tasche wie unserem Monolith Daypack habe ich jahrelang gesucht, jetzt haben wir sie selbst gebaut.
Eure Monolith-Taschen sind kompromisslos verarbeitet und bis ins Detail durchdacht – man merkt, dass ihr sehr viel Arbeit reingesteckt habt. Wie lange habt ihr gebraucht, um eine komplette Taschenserie zu entwickeln, und was macht die Monolith-Serie aus?
Wir kaufen uns gerne Produkte, die für uns Sinn ergeben und sich nicht nur einer Mode unterwerfen. Wenn man so ein Teil gefunden hat, dann möchte man auch, dass es möglichst lange hält und einen lange begleitet. Daher haben wir für unsere Monolith- Serie ausschließlich extrem belastbare Materialien verwendet. Die gesamte Entwicklung hat fast 2 Jahre gedauert. Auch hier begann alles mit einer ausführlichen Recherche und dem Einarbeiten in eine neue Materie. Im Ergebnis sieht man dann aber auch dass wir versucht haben, nichts dem Zufall zu überlassen. Beim Stoff verwenden wir 3 Varianten von Ballistic Nylon, das unter anderem auch für Sicherheits- und Motorradbekleidung eingesetzt wird. Die Zipper sind von YKK und die Kunststoffteile von Duraflex. Außer- dem haben wir bei den Taschen auf eine besondere Wandelbarkeit geachtet, die wir durch unsere eigens entworfenen G-Hooks ermöglichen. Diese G-Hooks werden aus Titan gefertigt und werden uns mit Sicher- heit alle überdauern. Eine genaue Dokumentation des Konzepts und der Entwicklung findet man in unserem Blog. Die einzelnen Rucksäcke und Taschen und ihre Funktionen gibt es auch in Form von Videos.
Plant ihr noch weitere Produkte in nächster Zeit und wenn ja, welche?
Ganz klar, ja. Wir arbeiten gerade an unterschiedlichen Produkten und Ideen. Was genau wir gerade erarbeiten möchte ich aber noch nicht verraten.
Was können wir 2014 von Heimplanet erwarten?
Wir werden im Rahmen der Outdoor im Juli einige Neuerungen vorstellen. Davor möchten wir so viele Events und Veranstaltungen besuchen, wie es sich irgendwie machen lässt, und den Leuten die Möglichkeit geben, unsere Produkte live zu erleben.
Jungs, vielen Dank für das Interview! Wir wünschen euch weiterhin alles Gute für Heimplanet!