43einhalb stellt vor: Family Playdates

Ein Interview mit Agnesa Kolica, eine der Gründerinnen von Family Playdates.

Zum 30. Geburtstag des Nike Air Huaraches dieses Jahr kommt der OG Colorway »Scream Green« am 12. März 2021 wieder zurück in die Regale. Und getreu dem Motto »Cop A Classic – Support A Good Cause« haben wir uns dazu entschlossen, für jedes verkaufte Paar einen Betrag an Family Playdates, eine Organisation mit Sitz in Frankfurt, zu spenden!

Was genau Family Playdates macht und wer dahinter steckt, lest Ihr hier im Interview mit Agnesa:

  • Hallo Agnesa, danke für deine Zeit! Was ist Family Playdates? Was sind die Köpfe hinter der Organisation? Und wofür setzt ihr euch ein?

Family Playdates ist eine Social-Profit-Organisation, die aus einem rund 20-köpfigem haupt- und ehrenamtlichem Team besteht. Wir setzen uns für eine Gesellschaft ein, in der sich jeder Mensch egal welcher Herkunft/welchen Hintergrundes zuhause fühlen kann. Das machen wir, indem wir neuangekommene und hier lange lebende Menschen mit und ohne Fluchtgeschichte generationsübergreifend zusammenbringen. Dafür schaffen wir Gelegenheiten zur Begegnung und Vernetzung – zum Beispiel beim gemeinsamen Museumsbesuchen, auf dem Spielplatz, in der Natur, im Theater, bei den Familien zuhause oder aktuell online. Die Kinder sind dabei die Vorbilder, denn sie zeigen uns, wie man spielerisch auf andere zugeht.

Damit unterstützen wir nicht nur neuangekommene Familien, sich hier zurecht zu finden, sondern stärken gleichzeitig unsere Demokratie. Es geht darum, dass Menschen einander und ihre Geschichten kennenlernen, von denen sie sonst nur durch mediale Berichterstattungen erfahren würden. Wenn wir miteinander reden statt übereinander, ist Empathie am Werk, es entstehen Verständnis füreinander und ein Gefühl der Zusammengehörigkeit. Und das ist nicht nur ein netter Zusatz zum Leben! Es ist die unabdingbare Basis einer stabilen demokratischen Gesellschaft.

  • Seit wann gibt es Family Playdates? Wie kam die Gründung der Organisation zustande? 

Im Zuge der Flüchtlingsbewegung haben Tina Roeske und ich Family Playdates im Jahr 2016 zunächst als kleines Projekt im Rahmen der »People-for-People-Initiative« der Max-Planck-Gesellschaft ins Leben gerufen. Tina war ein paar Jahre vorher mit ihrer Familie in die USA ausgewandert. Sie konnte schon die Sprache und hatte ihren Traumberuf, aber trotzdem hat es einige Zeit gebraucht, dort wirklich anzukommen. Erst, als sie Kontakte zu einheimischen Familien knüpfen konnte, fühlte sie sich mit ihrer Familie richtig zuhause.

Ich kenne die Herausforderungen der Kinder aus eigener Erfahrung, da ich selbst im Alter von fünf Jahren aus dem Kosovo nach Deutschland gekommen bin, weil sich die politische Situation in meinem Heimatort zunehmend verschlechtert hat. Kinder lernen die Sprache viel schneller als ihre Eltern und finden sich durch Kindergarten und Schule schnell in das hiesige Leben ein. Aber oft stehen sie dann zwischen zwei Stühlen: dem Elternhaus und der neuen Welt. Durch diese Situation müssen sie sich ganz alleine navigieren, oft schon in sehr jungem Alter. Deswegen ist es wichtig, die gesamte Familie in den Fokus zu stellen – genau das machen wir mit unserem generationsübergreifenden Ansatz.

Was uns beiden in diesen sehr unterschiedlichen Situationen geholfen hat, war also ganz ähnlich: Es waren die engen Kontakte zu den Menschen in unserer neuen Umgebung. Die Idee von Family Playdates ist es, Räume für solche Kontakte zu schaffen. Zwischen Sprachkursen, Familienverpflichtungen, der Sorgen um Verwandte in Kriegsgebieten und in eine vollen Gemeinschaftsunterkunft lebend, ist es für Familien mit Fluchtgeschichte besonders schwierig solchen Anschluss zu finden und soziale Kontakte zu knüpfen.

Diese akute, schwierige Situation der Menschen mit Fluchtgeschichte stand am Anfang der Idee von Family Playdates. Jetzt leben viele der ehemals geflüchteten Menschen schon recht lange in Frankfurt, und es kommen nicht mehr so viele Menschen neu an. Dementsprechend haben wir unseren Fokus erweitert: Wir wollen generell die bestehende gesellschaftliche Vielfalt gestalten und erlebbar machen, indem wir Menschen mit verschiedenen Lebenswelten zusammenbringen.

Wir können aus dem Nebeneinander ein Miteinander machen.

 

  • Warum sind Projekte wie Family Playdates so wichtig?

Es gibt im Alltag vieler Menschen erstaunlich wenig Möglichkeiten der Begegnung. Wo kommen Menschen mit verschiedenen Lebenswelten einander schon nahe? In Kindergärten und Schulen bis zum Alter von 10 Jahren und im Fußballverein – danach werden die sozialen »Bubbles« schon viel enger. Hierzulande kommt es kaum vor, dass man jemanden im Bus, auf der Parkbank oder in der Schlange zum Bäcker kennenlernt. Und leider gibt es zunehmend Kräfte in unserer Gesellschaft, die unser »Nebeneinander« gerne in ein »Gegeneinander« umkippen sehen würden, die ausgrenzen und immer häufiger auch vor schriller Hetze nicht zurückschrecken. Aber da können wir gegenhalten! Wir können aus dem Nebeneinander ein Miteinander machen. Das machen Family Playdates, indem wir »safe spaces« schaffen, wo Menschen etwas miteinander unternehmen, einander kennenlernen, ihre Geschichten erzählen, ihre Stadt zusammen erleben.

Solche Projekte sind besonders wichtig, weil dieses Schaffen von Miteinander und Verständnis auch keine Rolle ist, die Klassischerweise dem Staat zufällt. Der bietet finanzielle Unterstützung für Bedürftige, vielleicht eine Unterkunft, aber keine Freundschaften. Wenn wir aber einerseits denken, dass ein echtes Miteinander Grundlage einer funktionierenden Demokratie ist, es sich andererseits aber von alleine nur bedingt einstellt, dann sind Initiativen wie unsere gefragt.

  • Wie geht ihr mit der aktuellen Corona-Situation um?

Wir stehen mit den Familien in Kontakt und fragen sie, worin gerade ihre Herausforderungen bestehen. Wir schauen dann, ob und wie wir sie unterstützen können, sofern sie das möchten. Für Familien, die in Unterkünften für Geflüchtete auf engstem Raum leben, wurde die Situation im Zuge des Lockdowns besonders zur Herausforderung. Wenig Platz für die Kinder zum Spielen, wenig Bewegungsmöglichkeiten, die Notwendigkeit, sich zu isolieren, obwohl man sich womöglich selbst noch gar nicht angekommen gefühlt hat, dazu die Sorge sich anzustecken – dies hat viel Verunsicherung, Stress und Angst ausgelöst.

Wir haben darauf reagiert, indem wir zum Beispiel Mutmacher-Pakete für die Kinder verschickt haben. Darin war Spiel- und Bastelmaterial, das man zuhause oder zum Spielen auf der Straße nutzen kann. Unsere Familien-Tandemtreffen haben wir nach online verlegt, und wir haben unsere Familien mit übersetzten Informationen zu den Coronamaßnahmen versorgt.

  • Habt ihr neue Projekte in der Corona-Zeit verwirklicht? 

Zwei unserer Projekte konnten wir glücklicherweise trotz Corona weiterbringen. Das erste ist die Entwicklung eines Spiels, mit dem wir das Thema Vielfalt direkt ins Kinderzimmer liefern wollen: Unser »Matchmory«-Spiel zeigt die reale Vielfalt an Hintergründen und Familienkonstellationen. Je selbstverständlicher es für Kinder ist, Vielfalt als »normal« wahrzunehmen, desto besser sind sie gewappnet gegen Vorurteile. 70 der Spiele haben wir schon verteilt. Die Einnahmen aus unseren Vielfalts-Matchmory fließen zu 100% wieder in weitere gemeinnützige Projekte unserer Organisation.

Das zweite Projekt ist unser »Move-Together« Buch mit Bewegungsspielen und -Übungen. 80% der Kinder bewegen sich zu wenig, und durch Corona hat sich das zusätzlich verschlechtert, besonders, wenn man wenig Raum zur Verfügung hat. Die Übungen sind spielerisch, einfach umzusetzen, brauchen wenig Platz, machen Spaß und sind gesund für die Entwicklung.

  • Habt ihr schon eine Idee, was ihr mit der gespendeten Summe machen möchtet?

Wir haben jede Menge Ideen! Zuerst möchten wir insbesondere Kinder und Jugendliche unterstützen, die aufgrund der aktuellen Situation besonders benachteiligt sind. Wenn die Eltern im Homeschooling nicht helfen können, drei Kinder im selben Raum lernen sollen oder die Technik auf keinem guten Stand ist, kann es unglaublich schnell passieren, dass Kinder aus dem Lernprozess mehr oder weniger ausgeschlossen sind und abgehängt werden. Hier würden wir gerne mit der Vermittlung von MentorInnen helfen, mit Material und Zugang zum Internet, oder coronafreundliche Orte zum Lernen organisieren.

  • Was sind eure Pläne für die Zukunft?

Wir möchten unsere generationsübergreifenden Begegnungs-Projekte auch an andere Orte in Deutschland bringen, weil wir davon überzeugt sind, dass für das Zusammenwachsen unserer diversen Gesellschaft überall Bedarf besteht. Das ist ja kein frankfurtspezifisches Thema.

Inhaltlich sind wir während des Lockdowns auf viele eine neue Idee gekommen, unter anderem, wie wir Vielfalt schon den Kleinsten näher bringen können. Den Verkauf unseres ersten Vielfaltspiels, des Matchmorys, möchten wir nun voranbringen, weil wir damit schnell viele Menschen erreichen können und weitere Spiele sind schon in Planung.

Vielen Dank Agnesa für das ausführliche Interview & eure tolle Arbeit!

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